Platte machen – nofkabu

Platte machen

Veröffentlicht von Norbert Tuschen am

20210711-_IMG0003.jpgHeute geh ich mal Platte machen

Also nicht mit Einkaufswagen und Schlafsack auf die Bank. Eher so im Sinne „Ich guck mir mal die Bahnhofsplatte in Duisburg an“.

Den letzten Skandal habe ich noch im Ohr: Für das Neubauprjekt an der Bahnhofsplatte in Duisburg wurde die alte Platanenalle an der Mercatorstraße weggeräumt. Aller Protest war vergebens, die Bäume zwischen Averdunkcenter und IHK wurden abgeholzt. Es sollte ja ein moderner EIngang zur Innenstadt entstehen.

Nach dem Abstellen des Autos war der erste Eindruck recht positiv. Eine neue Brücke über die A59 wo einst der große Kreisverkehr der Koloniestraße war. Ein schöner, offener Blick. Gut, die Rohre über die Autobahn beklbt, der Lüftungsauslass mit Grafitti. Kann ich aber mir umgehen. Einfach nur Grau ist langweilig für das Auge.

Auch auf der Brücke der gleiche EIndruck: Ein unverbauter Blick, rechts der Bahnhof und links die neuen Gebäude. Gar nicht übel.

Wie sieht nun die Bahnhofsplatte selbst aus? Ich bin gespannt. Viel kann man dort nicht machen, da die Platte ja eigentlich nur ein relativ dünner Betondeckel über der A59 ist. Es baut sich nur eine gebremste Erwartungshaltung auf.

Und dann stehe ich vor dem Bahnhof und blicke auf die IHK. Eigentlich gut geworden, denn früher versteckte sich der altehrwürdige Bau mit dem Brunnen ein wenig hinter den Bäumen. Aber der Blick wandert über eine Pflastersteinwüste in Richtung des Gebäudes. Ab und zu eine modern Laterne. Mitten drauf ein Coronatestcenter um den Blick abzufangen. Ein paar Drängelgitter und der ein oder andere leere Stuhl.

Menschen hetzen über den trostlosen Platz. Klar, die wollen den Zug bekommen. Oder in Gegenrichtung nach Hause. Einladend ist ja auch anders.

Und dann der neue Büroriegel als Gegenpart zu Bahnhof und der Magnolienreihe zum Andenken der Loveparade Opfer. Ein krasser Gegensatz.
Glas und Stahl als Fassade, dann die spärlich Baumreihe in ihren Blumenkübeln. Getrennt durch glatten Beton. Hinter den Bäumen dann der Bahnhof in seiner Klinkeroptik. Das Ganze wirkt trotz der Magnolien nahezu klinisch tot.

Kein optischer Übergang mehr zur Kö. Extrem gewöhnungsbedürftig. Aber gut, times are changing.

Um den Neubau herum, über die Kö in Richtung Kantpark. Viel Leerstand in den Einkaufszentren. Sogar von außen wahrnehmbar. Dann an der Börsenstraße ein häßliches Loch. Vorbei am Bauzaun der ehemaligen Stadtbibliothek. Rechts Zaun, links Loch. Hier entsteht wahrscheinlich ein neues Einkaufcenter. Ein Baustellenschild sehe ich nicht. Aktuell sind viele Ketten und Franchiser nach Averdunk, CityPalais und Forum Duisburg weitergezogen in Richtung Münzstraße. Wandern sie jetzt wieder zurück?

Ein echt trauriges Bild. Wo früher Traditionsgeschäfte waren, nur noch ein Euro Shops und Billig(auf)bäcker.

Als Ruhri drängt sich da einem der Satz „da kannse ja beim Sterben zukucken“ auf. Echt schade. Aber die politischen Animositäten in der Stadt haben einfach zu viele Millionen gekostet. Jetzt ist das Geld weg. Oder nein, es hat ein anderer.