Die haben nicht bloß ein Bein – nofkabu

Die haben nicht bloß ein Bein

Veröffentlicht von Norbert Tuschen am


lehmbruckmuseumAlle Welt diskutiert über ein Bein.

Nämlich dat Bein vom Lehmbruckmuseum. In Duisburg.

Dabei haben die auch Gartenzwerge.

Klingt bescheuert? Isset aber gar nicht. Ich sach gezz ma wat dazu. Willse nich hören? Egal. Sach ich trotzdem.


Vor etwa einem Jahr hat mich ein Truppe völlig bekloppter Typen mit Smartphone und sozialer Vernetzung davon überzeugt, mir mal eine plastikBAR anzusehen.

plastikBAR? Museum? Wassn dat für’n Quatsch?

Ich muss sagen, es hat gedauert bis ich den Sinn verstanden habe. Die Veranstaltung hat wohl wat mit den Plastiken zu tun, die der olle Lehmbruck so gebastelt hat. Okay, klang dann soweit logisch. Also Augen zu und durch. Oder besser: ich geh da ma hin.

Weiß gar nich mehr um wattet da damals so genau ging. Doch. Irgendwatt mit vier so Künstlers. Ich also ma locker mitte Kamera da rein. Und da gabet direkt wat auffen Kopp. Kein Fotorucksack, weil so wegen vorne kuckse und hinten räumse die Kunst ab. Und irgendwat mit nich veröffentlichen, weil geht gar nicht. Rechtegeier und Verwertungsdingens. Na toll.

lehmbruckIch sachet ma so. Die hatten dat in dem Moment echt schwer, mich am rausrennen zu hindern. Aber gut. Ich kannte ja ein paar Leute, die schon drin waren und die Mädels anne Kasse waren auch nett. Eine davon kannte ich sogar von früher. Also da konnte ich nu echt nicht einfach abhauen. Wat mach ich: Kamera weggetan und rein.

Und dann haben die da über Kunst gequasselt. Fand ich total sterbenslangweilig. Weil hab ich ja auch keine Ahnung von. Aber dann durfte man sich dat ankucken.

Dat war dann gar nich mehr so langweilig. Hab ich nur leider keine Bilderkes von. Kamera war ja im Schrank. Außerdem is dat ja auch verboten. Jedenfalls mit den Sachen von damals. Pech für die Künstlers. Merken die noch. Wenn man se nämlich vergisst. Is aber ein anderes Thema. Gehört hier gezz nich hin.

Wat war dat Ergebnis von dem Abend? Irgendwie hatten die bekloppten Leute mit den Smartphones mich angefixt. Ich wollte mehr Kunst sehen. Also bin ich noch ein paar Mal da hin zu so Veranstaltungen.

Ich finde nämlich dat Konzept echt klasse.

Mal war wat mit Krimi, mal war wat mit neue Medien. So mit Twitter und so. Also auch Themen, die mal im ersten Moment so gar nix mit Kunst zu tun haben. Aber irgendwie is dat ganze Leben ja auch Kunst.

plasikBAR

Besonders gefällt mir dat die Leutz da Kunst nicht nur für so ein paar erlauchte Hennese, sondern mehr so für dat allgemeine Publikum machen. Ein offenes Museum mit einer freundlichen und lustigen Atmosphäre und Themen die viel mehr Menschen ansprechen als man so denkt.

Ich mag, wenn man im Museum mal jemanden über ein Kunstwerk lachen hört. Oder man sich da auch mal in son Sofa plumpsen lassen und mal in Ruhe was zum Künstler lesen kann.

Und wat der Hammer is: Dat Museumsteam macht sogar Ausflüge. Und zwar mitte Besuchers.

Eine plastikBAR ging damals in den Duisburger Zoo. Weil da hattet auch Kunst. Sieht man normal nur nicht wegen den Leuten. Also sieht man schon. Nimmt man nur nicht war. Die Idee fand ich so total neben der Spur, dass ich mir direkt eine Dauerkarte gekauft hab. Und die habense mir sogar innen Zoo mitgebracht. Dat nenn ich ma Service. Nich inne Schlange stehen und dann noch Angst haben, die Tante hinterm Tresen zu stören.

Wat hat dat Gelulle nu mit nem ollen Bein zu tun?

Naja, dat Bein ist schon nicht nur so ein Bein. Dat is irgendwie wertvoll und könnte Geld bringen. Aber eigentlich ja auch nicht. Weil die Kohle, die dat bringt, muss für neue Kunst verbraten werden. Dat Museum braucht aber Geld. Wie eigentlich jedes andere auch. Nur halten sich die anderen für viel schöner und prestigeträchtiger. Und kriegen ne Menge Taler so zugesteckt.

schrottplatzAber wisst ihr wat? Diese ach so tollen Buden haben et bis heute noch nich geschafft mich bekennenden  Kunstbanausen anzulocken. Weil die sind so piefig, da trausse dich ja nichma drin zu husten. Meistens hängense die Bilderkes auch einfach so da hin und fettich. Null Action inne Bude. Sowat will ich nich.

In manchen von den Läden is so wenig los, dat irgendwelche Künstlers vor Verzweiflung sogar schon Kunst neben dem Museum an einem Bauzaun hinhängen.

MüllerKunst darf ruhig auch ma schön aussehen. So wie im Moment die Sachen von diesem Herrn Mueller im Lehmbruckmuseum. Klasse aufgehängt und mit netten Perspektiven versehen. Sowat mag ich. Und ich kann mich in dem Museum wohlfühlen. Fast so wie zuhause auffen Sofa.

Aber dat Sofa is irgendwie auch dat Problem. Die Leute, die nicht kommen bringen kein Geld. Nur dat brauchen die Leute, die in dem Museum arbeiten.

Denn man braucht Menschen, die da arbeiten um die Bilder zu präsentieren. Und auch welche, die drauf aufpassen. Und welche, die den Besuchern sagen wo wat hängt und warum dat genau so da hängt. Die sind ja nich doof. Die ham sich da wat bei gedacht. Glaub ich.

Aber jetzt grad rund um dat olle Bein von son Italiener stellt sich raus, dat dat Museum ma ganz dringend Kohle braucht. Weil sonst müssen Leute gehen oder der Laden kann zumachen. Und welche gehen sollen, ham son paar auch direkt ausgemacht. Natürlich die, die so bekloppte Sachen machen und damit neue Besucher anlocken.

Sonne wie mich. Die ohne so Extraschichten gar nie nich auf die Idee kommen würden in ein Museum zu gehen.

Womit wir beim Thema sind. Ihr ganzen Bekloppten da draußen, wie wäret denn, wenn ihr alle ma die Bekloppten im Lehmbruckmuseum besuchen würdet?

Die Tage is bestimmt wieder ne plastikBAR. Um 19 Uhr geht dat immer los. Mit lauter so Farbklecksern und Tonknetern und wat weiß ich mit wat für Leute.

Also raus aussen Sofa, ihr Sesselpupser.

Und wenze nich weiss, wo dat Museum ist:

Da steht wat vor. Kannse nich übersehen. ——>